Yvonne Bauer: "Tom Cruise ist sehr klagefreudig" - Medienwirtschaft

2023-01-12 14:48:12 By : Mr. Garfield Zhao

22. November 2013 von Jan Hauser | 1 Lesermeinung

Mit Klatsch und Tratsch verdient der Hamburger Bauer-Verlag viel Geld. Von Millionenklagen einzelner Stars lässt sich Verlegerin Yvonne Bauer nicht einschüchtern. Für wachsende Auslandsgeschäfte braucht sie einen neuen Firmenjet.

Frau Bauer, im Kampf um Käufer spitzen Ihre Redakteure gerne zu. Der amerikanische Schauspieler Tom Cruise fühlt sich durch zwei Titelgeschichten in Ihren Magazinen “In Touch” und “Life & Style” diffamiert und verlangt 50 Millionen Dollar Schadensersatz. Nehmen Sie das ernst?

Wir nehmen die Vorwürfe von Herrn Cruise selbstverständlich sehr ernst. Aber die Redaktionen unserer People-Magazine in den Vereinigten Staaten arbeiten gemäß anerkannten journalistischen Richtlinien. Und das werden wir im Gerichtsverfahren auch nachweisen.

Wären Sie bereit zu einem außergerichtlichen Vergleich?

Wir warten jetzt erst mal ab, wie sich das Verfahren entwickelt. Tom Cruise ist sehr klagefreudig. Im Gegensatz zu anderen Verlagen scheuen wir uns nicht, unsere Position klar zu vertreten und durchzufechten. Wir lassen uns nicht auf teure Vergleiche ein, nur um Ruhe zu haben.

Ende Oktober mussten Sie frühere Titelmeldungen von “Schöne Woche” und “Freizeitwoche” korrigieren. Warum berichten Ihre Zeitschriften immer wieder falsch? Muss das sein, um Auflage zu machen?

Unsere Redakteure arbeiten verantwortungsvoll. Deshalb haben wir auch zu den meisten Stars ein sehr gutes Verhältnis – zu einigen wenigen nicht. Und manche haben es sich zum Geschäftsmodell gemacht, schon wegen Kleinigkeiten Gerichte zu bemühen. Wurde der Kaffee mit Milch getrunken oder schwarz? Selbst die nebensächlichste Bagatelle reicht heute für eine Klage.

Ihre Redaktionen trifft keinerlei Schuld?

Fehler können natürlich passieren. Aber die Anzahl der Gerichtsverfahren ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Eine positive Entwicklung, finden wir. Faktencheck ist bei uns, wie überall in der Branche, journalistischer Alltag.

Ihnen wird eine geringe Fehlertoleranz nachgesagt. Feuern Sie schnell, wenn einer einen Fehler macht?

Unsere Mitarbeiter haben große Handlungsspielräume. Und wer handelt, macht Fehler – da schließe ich mich persönlich ein. Viele Ideen und Innovationen kommen bei uns von den Mitarbeitern. Und ein kreatives Klima schafft man nur, wenn man keine Angst vor Fehlern hat.

Es gibt diesen Spruch in der Branche: “Von Bauer kommt man, aber zu Bauer geht man nicht.” Ärgert sie das?

In Anbetracht der Tatsache, dass unsere Mitarbeiter durchschnittlich neun Jahre im Unternehmen bleiben, kann ich die Aussage nicht ganz verstehen. Ich finde, das ist ein guter Wert. Andererseits werden viele Leute bei uns direkt nach der Ausbildung abgeworben. Ich sehe das als Kompliment an. Offensichtlich lernt man bei uns Fertigkeiten, die in der Branche geschätzt werden.

Zuletzt haben etliche Mitarbeiter vor dem Verlagshaus gegen Entlassungen protestiert.

Das ist ihr gutes Recht. Umstrukturierungsmaßnahmen sind schmerzhafte Einschnitte. Aber auch solche Maßnahmen lassen sich nicht immer umgehen. Schließlich sind wir ein ganz normales Wirtschaftsunternehmen. Auf der anderen Seite investieren wir in neue Titel und damit Redaktionen. Da sind mehr als 100 Arbeitsplätze entstanden. Insgesamt haben wir unsere Mitarbeiterzahl 2013 stabil gehalten. Andere Verlage mussten deutlich größere Einschnitte machen.

Sie haben auch nach der Übernahme des Verlagshauses ACP in Australien Hefte eingestellt und Personal abgebaut.

Der Verlag war vorher in den Händen von Finanzinvestoren, die wenig Gespür für das Zeitschriftengeschäft hatten und dem Unternehmen in erster Linie Geld entzogen hatten. Wir haben geschaut, welche Titel ins Portfolio passen und in der Folge auch Magazine eingestellt. Aber wir investieren auch in Technik und Neuerscheinungen. Wir wollen langfristig ein gesundes und attraktives Unternehmen in Australien haben. Das ist unser vorrangiges Ziel. Zuletzt haben wir “Elle” sehr erfolgreich in den Markt gebracht. So soll es weitergehen.

Sie drücken überall stark auf die Kosten, haben aber einen neuen Firmenjet angeschafft. Ist das nicht ein Widerspruch?

65 Prozent unseres Umsatzes machen wir mittlerweile im Ausland. Wir sind ständig unterwegs, um unsere Standorte zu besuchen. Da können wir uns nicht abhängig machen von den Flugplänen der Airlines.

Arbeiten Ihre drei Geschwister auch im Verlag?

Meine jüngere Schwester arbeitet mit und kümmert sich um einen Teil des Auslandsgeschäfts, hauptsächlich um unsere beiden Standorte in England. Meine älteren Schwestern haben sich für ein anderes Lebensmodell entschieden.

Treffen Sie alle Entscheidungen allein, oder fragen Sie ab einer gewissen Schwelle den Familienrat?

Ein Familienrat existiert bei Bauer Media nicht. Wir sind ein internationales Medienunternehmen mit weltweit 11 000 Mitarbeitern. Ich entscheide gemeinsam mit der Geschäftsleitung. Auch meinen Vater ziehe ich zu Rate. Ich bin sehr froh, dass ich auf seine Erfahrung zurückgreifen kann. Und natürlich interessiert sich die Familie für die Entwicklung des Unternehmens.

Axel Springer zieht sich weitgehend aus dem Zeitschriftengeschäft zurück und verkauft Titel an die Funke-Mediengruppe. Können Sie das verstehen?

Wir stehen klar zu unserem Kerngeschäft. Wenn Zeitschriften gut gemacht sind, haben sie eine Zukunft. Unsere Stärke liegt darin, das wir uns permanent mit den Wünschen und Erwartungen unserer Zielgruppen auseinandersetzen. Deren Lebenswelt ändert sich ständig, und wir reagieren darauf. Und solange wir das tun, werden wir mit unserem Geschäftsmodell erfolgreich sein.

Die Funke Mediengruppe will mit dem Kauf der Springer-Blätter zum führenden Verlag in Deutschland werden sowie im Werbemarkt und im Vertrieb mit Springer kooperieren. Ist das nicht eine Gefahr für Ihr Geschäft?

Erst mal abwarten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Kartellamt diesen Deal so durchgehen lässt.

Wenn ein Teil der Springer-Zeitschriften aufgrund kartellrechtlicher Auflagen an Dritte verkauft werden müsste, wären Sie dann interessiert?

Das würde kartellrechtlich schwierig werden, weil wir auch bei Programmzeitschriften sehr stark sind.

Das Geld für weitere Zukäufe hätten Sie aber. Laut Bundesanzeiger verfügte Ihr Haus Ende 2011 über eine Nettoliquidität von 1,6 Milliarden Euro. Davon dürfte nach dem Zukauf in Australien noch mehr als eine Milliarde übrig sein.

Lassen Sie es mich so sagen: Wenn sich interessante Akquisitionschancen ergeben, sind wir gut gewappnet. Zumal wir unabhängig von den Banken sind.

In diesem Jahr steigt Ihr Umsatz um 11 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Wie sieht es denn bereinigt um die Verlagsübernahme in Australien aus?

Bereinigt um Akquisitionseffekte ist der Umsatz konstant geblieben.

Ursprünglich hatten Sie 2,5 Milliarden Euro angepeilt. Woran hat es gehapert?

90 Millionen Euro fehlen uns in diesem Jahr allein aufgrund ungünstiger Währungsentwicklungen, vor allem beim australischen Dollar. Aber das Jahr ist ja auch noch nicht zu Ende. Wir sind zuversichtlich, dass wir gegenüber der aktuellen Hochrechnung noch etwas zulegen.

Der Burda-Verlag liegt aber noch vor Ihnen.

Das kommt darauf an, nach welchen Kennzahlen Sie schauen. Gemessen am klassischen Mediengeschäft sind wir deutlich die Nummer eins in Europa.

Und wie sieht es mit der Rendite aus?

Wir reden grundsätzlich nicht über unsere Rendite. Aber wir sind sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung.

In Deutschland fällt Ihr Umsatz in diesem Jahr aber um fast 2 Prozent zurück.

Ja, aber im Einzelverkauf schlagen wir uns deutlich besser als der Markt. Wir haben zahlreiche neue Hefte auf den Markt gebracht und sind damit hohe Risiken eingegangen. Das hat sich ausgezahlt: “Closer” im jungen People-Segment oder “Meins” und “MyWay” für Frauen über 40 haben sich sehr erfolgreich im Markt etabliert.

Das Digitalgeschäft macht mit 86 Millionen Euro nicht einmal 4 Prozent Ihres Umsatzes aus. Warum sind Sie auf diesem Feld so passiv?

86 Millionen Euro sind keine kleine Summe, das ist ganz ordentlich. Wir handeln überlegt und investieren zu dem Zeitpunkt, der für unser Haus richtig ist. Wir haben im Vergleich zum Vorjahr unsere Digitalumsätze um 30 Prozent erhöht. Und werden weiter in die Entwicklung digitaler Produkte investieren.

Das Gespräch führten Jan Hauser und Johannes Ritter.

In der Hand der Familie

Groß geworden ist der Hamburger Bauer-Verlag mit Frauen- und Programmzeitschriften. Er gibt heute mehr als 600 Magazine in 37 Ländern heraus wie “TV14”, “Das neue Blatt”, “Closer” und “Bravo”. Mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro zählt Bauer zu den größten Zeitschriftenverlagen in Europa. Er ist seit Gründung im Jahr 1875 im Besitz der Familie Bauer. Vor drei Jahren übertrug Firmenpatriarch Heinz Bauer seiner Tochter Yvonne die Führung sowie 85 Prozent der Gesellschafteranteile. Ursprünglich galt Yvonnes ältere Schwester Mirja als Favoritin für die “Thronfolge”, aber als Mutter von zwei Kindern setzte sie andere Prioritäten. Während früher alle vier Schwestern mitarbeiteten, haben sich die beiden ältesten Töchter Mirja und Nicola vor zwei Jahren zurückgezogen. Die 35 Jahre alte Yvonne Bauer hat Germanistik studiert und in einem Buchverlag volontiert, bevor sie 2005 in die Bauer Media Group eintrat. Zwei Jahre später übernahm sie das Vertriebsressort. Dort räumte sie eine Korruptionsaffäre mit auf; später legte sie sich mit den Pressegroßhändlern an. Sie führt das Unternehmen mit harter Hand und achtet genau wie ihr Vater sehr streng auf die Kosten. Im vergangenen Jahr kaufte sie in Australien zu und übernahm die Münchner MVG (“Cosmopolitan”). Gerade eingestellt wurde der “Landser”, der seit 1957 erschien. Das Simon Wiesenthal Center hatte kritisiert, dass das Heft die Wehrmacht verherrliche.

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sprachlos über so einen Menschen Im Endeffekt gibt sie nur Phrasen von sich.

Die “Klagefreudigkeit” der bösen, bösen Promis kommt natürlich auch erst zustande indem man viele Lügen verbreitet. David Beckham wäre hier das bessere Beispiel gewesen. Ihm wurden in Bauerblättern Untreuer vorgeworfen, er konnte belegen, dass die Geschichte der Prostituierten gelogen war, da er sich an einem anderen Ort aufhielt (ironischerweise dokumentiert durch Paparazzibilder). Nichtsdestotrotz durfen in den USA die Fremdgehgeschichten gedruckt werden, weil das obwohl der Richter im Verfahren eindeutig selbst gesagt hat, dass sie Lügen sind, im Sinn der Redefreiheit veröffentlicht werden durften. In Deutschland musste Bauer übrigens zahlen. Es wird also bewusst gelogten im Wissen, dass die nahezu uneingeschränkte Redefreiheit in den USA auch Verleumdung zulässt. Bei Privatpersonen ist das anders, öffentliche Personen müssen erst selbst beweisen, dass die Vorwürfe nicht wahr sind (was ja eigentlich Aufgabe der Person ist, die die Vorwürfe erhebt) und dann noch “actual malice” also nachweisen, dass in voller absicht lügen verbreitet worden. Was unmöglich ist, ich kann niemandem nachweisen, dass er absichtlich lügt.

Und Frau Bauer sollte sich mal Gedanken machen, was sie jungen Frauen für ein Körperbild in ihren Zeitungen vermittelt. Aber hauptsache man hat selbst einen Jet.

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Jan Hauser Jahrgang 1983, Redakteur in der Wirtschaft

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